So fing es an....ab 1855
Im Juli 1855 gründeten die jüdischen Kaufleute Joseph Löwenthal und Semmy Nord in Bützow die offene Handelsgesellschaft 'Joseph Löwenthal & Co'. Die Firma wurde von Joseph (Jachel) Löwenthal, der aus Sternberg stammte, geführt. Sein Mitgesellschafter Semmy Nord entstammte einer Hamburger Kaufmannsfamilie. Der Hauptsitz der weit über die Landesgrenzen bekannten Landhandelsfirma befand sich damals in Schwerin. Die Getreidegroßhandlung Löwenthal, Nord & Co, wie sie sich jetzt nannte, entwickelte sich Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts zu Norddeutschlands größtem Getreidehandelsunternehmen.Der Jahresumsatz der Firma sprengte die Millionengrenze, damals noch in Reichsmark.
1891 wurde Paul Ohlerich als Handlungsreisender im Unternehmen eingestellt. Er war der Sohn einer Seefahrerfamilie aus Warnemünde, hatte eine kaufmännische Lehre absolviert und zuletzt in Lübeck gearbeitet. Schnell wurde ihm Prokura erteilt und bereits 1895 wurde er ebenfalls Teilhaber der Firma. Im Jahre 1925 waren 75 % des Firmenkapitals in der Hand der jüdischen Kaufleute Löwenthal und Nord, 25% gehörten bereits Paul Ohlerich.
Mit Beginn des 20. Jahrhunderts hatte sich die Firma Löwenthal, Nord & Co. zu einem Unternehmen mit Weltruf entwickelt. Mecklenburger Getreide wurde entlang der Elbe von Magdeburg nach Hamburg verschifft und von dort aus auch ins Ausland , vorrangig nach Belgien, England, Frankreich, die Niederlande und Skandinavien exportiert.
Wichtigster Warenumschlagsplatz wurde jetzt der Hafen in Wismar, wo zahlreiche Hafenplätze angemietet wurden. Neben dem Handel mit Getreide ergänzten jetzt auch Dünger- und Futtermittel und Sämereien die Produktpalette der Firma. Ein Angebot, das von den Mecklenburger Bauern gerne angenommen wurde, Der Handel mit Wolle vervollständigte dann das Angebot von Löwenthal, Nord & Co.
Die Firma hatte Niederlassungen in Sternberg, Bützow, Goldberg und Lübeck und war auch Eigentümer der Schweriner Mühlenwerks GmbH und der Mühlen- und Handels GmbH in Wittenburg. In den 1920-er Jahren wurden dann weitere Niederlassungen in Rostock und Reinfeld eröffnet.
Noch heute erinnern Speicher und Silos an das über die Landesgrenzen hinaus bekannte Getreidehandelsunternehmen. Speicher und Silos im Hafen von Bützow, in Lübeck (Beckergrube 59), Rostock (Grubenstraße 7), an den Bahnhöfen in Sternberg, Goldberg und Reinfeld und Speicher in Schwerin (Severinstraße/Nähe Bahnhof) sind Zeugen einer ruhmreichen Vergangenheit.